Hörkino, VÖ 1999 Chrom Records

Das Hörlabyrinth „Titus Trash Tatar“ ist die Vertonung des Dramas „Tatar Titus“ von Albert Ostermaier und eine Geschichte von jähem Aufstieg und schnellem Fall, von Kunst und Macht – inspiriert von Shakespeares „Titus Andronicus“.

Text: Albert Ostermaier
Musik: Helga Pogatschar

Musikalische Leitung: Alexander Zimmermann
Sprecher/in: Sebastian Schipper, Naomi Graham
Gesang: Bettina Koziol, Gerlinde Sämann, Andreas Hirtreiter, Thomas Hamberger, Tobias Schlierf, Martin Busen, Claudia Matussek
Violoncello: Sabina Lehrmann

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„Titus Andronicus, kein Feldherr, sondern Dichter, hat sich mit Herrscher und Staat verbündet, um dem eigenen Ruhm zu dienen. Zu tollkühn hat er sich ins Mahlwerk der Macht begeben, und dort haben sie Hackfleisch aus ihm gemacht: Tatar Titus, die Geschichte eines Missverständnisses.“ (Albert Ostermaier)

Pressestimmen:
„Helga Pogatschar schreibt keine Opern mehr, auch keine Videoopern, sondern „Hörkino“. Sie installiert wie ein DJ Raumklang und Klangraum, allerdings nicht um zum Tanz aufzumuntern, sondern um ein modernes Drama umzusetzen, das sich dann auch auf CD nachhören lässt. Ihre Musik-Kunst bricht mit den Konventionen der gängigen zeitgenössischen Musik und sucht über Dichtung, mediale Inszenierung und die Einbindung auch populärer elektronischer Klänge Auswege aus dem Elfenbeinturm. Der Text des im Moment arg gehypten Münchners Albert Ostermaier liegt für Neugierige bereits als Suhrkampbuch vor. Es handelt sich um eine Art Remake zweiten Grades von Heiner Müllers freier Bearbeitung von Shakespeares Jugendschocker Titus Andronicus, einem Werk, das einschließlich des Verspeisens der eigenen Kinder so ziemlich alle Splattertugenden durchdekliniert. Bei Ostermaier wird das mit vielen, vielen bunten, geschwätzigen und gewollt pseudofaschistischen Metaphern ganz in der Tradition Heiner Müllers weitergewalzt. Titus ist jetzt kein römischer Diktator mehr, sondern ein Dichter: „… Er hat sich ins Mahlwerk der Macht begeben, und dort haben sie Hackfleisch aus ihm gemacht.“ Guten Appetit!“
(Our Munich, 9/99)

„Hui, „Titus Trash Tatar“, ein Hörkino von Helga Pogatschar schickt uns da schon in heftiger, ernsthafter und abgedrehter tönende Landschaften. Klänge, so eigen, dass die Pop-Welt dagegen gleichgeschaltet wirkt. Das Stück fußt auf „Tatar Titus“ von Albert Ostermaier, dem jungen Theater-Star. Titus ist Dichter und verbündet sich mit Staat und Herrscher, bis nichts mehr übrig bleibt. Kein Hörspiel mit Musik, eine sogkräftige Komposition mit Text.“
(Uwe Kirbach, Audiophile 3/99)