Technooper und Hörkino: „Titus Trash Tatar“
Our Munich, 9/99

Helga Pogatschar schreibt keine Opern mehr, auch keine Videoopern, sondern ‚Hörkino‘. Sie installiert wie ein DJ Raumklang und Klangraum, allerdings nicht um zum Tanz aufzumuntern, sondern um ein modernes Drama umzusetzen, das sich dann auch auf CD nachhören lässt. … …Ihre Musik-Kunst bricht mit den Konventionen der gängigen zeitgenössischen Musik und sucht über Dichtung, mediale Inszenierung und die Einbindung auch populärer elektronischer Klänge Auswege aus dem Elfenbeinturm. Der Text des im Moment arg gehypten Münchners Albert Ostermaier liegt für Neugierige bereits als Suhrkampbuch vor. Es handelt sich um eine Art Remake zweiten Grades von Heiner Müllers freier Bearbeitung von Shakespeares Jugendschocker Titus Andronicus, einem Werk, das einschließlich des Verspeisens der eigenen Kinder so ziemlich alle Splattertugenden durchdekliniert. Bei Ostermaier wird das mit vielen, vielen bunten, geschwätzigen und gewollt pseudofaschistischen Metaphern ganz in der Tradition Heiner Müllers weitergewalzt. Titus ist jetzt kein römischer Diktator mehr, sondern ein Dichter: ‚…er hat sich ins Mahlwerk der Macht begeben, und dort haben sie Hackfleisch aus ihm gemacht.‘ – Guten Appetit!

Hui, „Titus Trash Tatar“
Uwe Kirbach, Audiophile 3/99

Ein Hörkino von Helga Pogatschar schickt uns da schon in heftiger, ernsthafter und abgedrehter tönende Landschaften. Klänge, so eigen, dass die Pop_Welt dagegen gleichgeschaltet wirkt. Das Stück fußt auf „Tatar Titus“ von Albert Ostermaier, dem jungen Theater-Star. Titus ist Dichter und verbündet sich mit Staat und Herrscher, bis nichts mehr übrig bleibt. Kein Hörspiel mit Musik, eine sogkräftige Komposition mit Text.

„Im Universum der Kettenhörer“
Julia Blum, FAZ, 17. Februar 2002

Anders Helga Pogatschar, die dem Hörspiel völlig neue Dimensionen abgewinnt. ‚Titus! … ICH Titus … HEIL Titus! Titus der Torpedo!‘ dröhnt es durch das finstere Tonnengewölbe, begleitet von einem gewaltigen Brummen, das nichts Gutes verheißt. Klingt nach einer Explosion tief unten in der Erde, nach Höllenmonstern, nach Weltuntergang. Die Geräusche erinnern an David Lynchs frühes Meisterwerk ‚Eraserhead‘, Bilder aus ‚2001‘ von Stanley Kubrik drängen sich auf.