Süddeutsche Zeitung vom 8. März 2008
Bartók für den Bauch von Carolin Pirich

Etwas ist anders an diesem Abend. Auffallend wohlwollend lächeln die Konzertbesucher.Dann ein verstohlener Blick in Höhe des Bauchnabels. Mehr Schwangere, als sonst wohl zu abendlichen Veranstaltungen gehen, sind in der Akademie der Schönen Künste zu erwarten. Schließlich lautet das Motto des Konzerts „Musikalische Früherziehung – noch früher: Konzert für Schwangere“.
Glücklicherweise beginnt kein Vortrag über den Mozart-Effekt, der angeblich sogar die Kühe leichter melken lässt, sondern ein Streichquartett in fünf Sätzen von Béla Bartók, das das Henschel Quartett zwischen brutalen Tritoni und himmlisch zarten Klangflächen beben lässt. Und was gewinnt das Baby? Ein Hinweis der Moderatorin: Es kann schon mal erfahren, dass das Leben nicht immer kuschelharmonisch ist. Noch ein Werk für den Kontext: Die Uraufführung von „Stainless Safari“ für Blockflöten und zugespieltes Band der im siebten Monat schwangeren Komponistin Helga Pogatschar. Ein humorvolles, reizendes Stück, bei dem Solist Stefan Temmingh virtuos auf mehreren Flöten, auch zweien gleichzeitig, mit den Geräuschen von allerlei Geflügel und Wildgetier kommuniziert. Zum Schluss doch ein Mozart, das Streichquartett in d-moll, klar und mit viel Tiefe vorgetragen. Es wurde vermutlich bei der Geburt von Mozarts erstem Sohn vollendet.