Süddeutsche Zeitung vom 13. Juli 2007
Öffentliches Glück von Egbert Tholl

Es gab schon viele Versuche, auf der Theaterbühne darzustellen, wie ein Individuum verschwindet, wenn alle seine tatsächlichen und behaupteten Eigenschaften, Lebensumstände und Handlungen in die Öffentlichkeit gezerrt werden. Doch selten war einer in der Grundlage so pointiert, so gelungen und witzig wie „peep!“, eine szenische Gesangsinstallation von Helga Pogatschar. (…)
Helga Pogatschar schafft mit „peep!“ eine Modulform, in der man noch viel weitergehende Inhalte einfügen könnte. Der Umgang mit den Videos ist virtuos, ihre rasante Abfolge von kalten Interieurs quasi mitdirigiert, die Gesangslinien sind meist extrem rhythmisiert, ein Stakkato der Banalitäten, aus dem sich verdichtete Momente scheinbar echter Erkenntnis herausschälen.

Neue Musikzeitung vom September 2007
Zwei Stimmen, viele Rollen, eine Show von Andreas Kolb

Helga Pogatschar hat den Ruf, für das Poppige und Schrille in der Neuen Musik zu stehen. Mit „Peep“ erfüllt sie diese Erwartungshaltung: (…) Gesprochen und gesungen wird vor allem aneinander vorbei – man kann dazu Polyphonie sagen, oder komplexe Einfachheit – es entsteht ein Gewebe aus Wort-,Satz- und Motivfetzen, das in seiner Klanglichkeit und seiner assoziativen Bilderfolge wiederum an das Schwabinger Café – oder ist es eine Bar in der Berliner Friedrichstraße? – erinnert. Pogatschar breitet diesen Gesangsteppich sorgfältig aus: Auch wenn man das „Teppichmuster“ nach wenigen Minuten kennt, stößt man immer wieder auf überraschende Details. Regisseur Sebastian Hirn inszeniert eine zeitgenössische Lifestyle-Hochglanzbilderwelt und verschränkt beide Welten, die „echte“ auf der Bühne und die virtuelle auf dem Video-Screen, temporeich und mit Witz ineinander . Eine kurzweilige Kurzoper, die sicher bald auf der Bühne eines Stadt- oder Staatstheaters auftauchen wird.

Bayerischer Rundfunk vom 12. Juli 2007
peep! Halbszenische Gesangsinstallation von Helga Pogatschar von Ulrich Möller-Arnsberg

Eine rasante Kolportage, bei der man manchmal gar nicht mehr weiß, ob von denen die Rede ist, die sprechen oder denen, über die gesprochen wird.

Abendzeitung vom 13. Juli 2007
Abraumhalde für Promi-Gerüchte von Christian Jooß

Die Bettdecke ist gelüftet, die Koksnase diskutiert, Gerüchtegeschichten türmen sich. Und hinter dem Paar gähnt die Leere. (…) „Kokain“, die Silben werden genüsslich gezogen. Rhythmus schaffen gesprochene Einwürfe (…), Glissandi erzeugen künstliche Erregung. (…)Zwischen Konserve und den Spielern schwindet der Unterschied zwischen live und Medienmaschine. Statt Kommunikation werden nur Sätze ausgeschieden. Die erzeugen Skandale durch Behauptung.  (…) Wenige Bühnenaktionen versuchen, die schön zwanghafte Gleichförmigkeit zu strukturieren. Der Erkenntnisgewinn der Inszenierung von Sebastian Hirn allerdings trägt nicht über die Länge der Aufführung.